Kompetenzfeststellungsverfahren ermöglichen die Erfassung und damit auch die Weiterentwicklung bereits vorhandener Kompetenzen.

In der wissenschaftlichen Fachliteratur ist der Begriff Kompetenz definiert als „Fähigkeiten oder Dispositionen des Menschen, die ihn in die Lage versetzen, ein Handlungsziel in gegebenen Situationen aufgrund von Erfahrung, Können und Wissen selbstorganisiert zu erreichen.

Eine Kompetenz ist nicht direkt überprüfbar, sondern nur aus der Realisierung der Dispositionen zu erschließen, insbesondere bei der kreativen Bewältigung neuer, nicht routinemäßger Anforderungen.“

(Enggruber, Ruth / Bleck, Christian: Modelle der Kompetenzfeststellung im beschäftigungs- und bildungstheoretischen Diskurs- unter Berücksichtigung von Gender Mainstreaming, Dresden 2005, S. 8)

Der hier genannte Kompetenzbegriff liegt zugrunde, wenn der Begriff auf den IPL-Seiten benutzt wird.

 

Dieses Kompetenzfeststellungsverfahren zeigt:

Methodenkompetenz (methodisch-strategisches Lernen): Die Methodenkompetenz umfasst die Beherrschung und Anwendung verschiedener Arbeitsmethoden und Lerntechniken, d.h. instrumentell selbst organisiert zu handeln und Tätigkeiten, Aufgaben und Lösungen methodisch kreativ zu gestalten, z.B. Informationen beschaffen, Nachschlagen, Ordnen, Strukturieren, Exzerpieren, Planen, Organisieren, Archivieren, Präsentieren, Referieren, Visualisieren, etc. Die Methodenkompetenzen werden auch häufig unter die Fachkompetenzen subsumiert.

Sozialkompetenz (sozialkommunikatives Lernen): Die Sozialkompetenzen werden dort relevant, wo Menschen miteinander umgehen. Sozial kompetentes Verhalten äußert sich durch die Fähigkeit, sich einordnen zu können (z. B. in ein Team), mit anderen zu kooperieren, Beziehungsnetze zu knüpfen (networking), Konflikte zu bewältigen und mit Kritik umgehen zu können. Sie sind Dispositionen, kommunikativ und kooperativ selbst organisiert zu handeln, d. h., sich mit anderen kreativ auseinander- und zusammenzusetzen, sich gruppen- und beziehungsorientiert zu verhalten, um neue Plane und Ziele zu entwickeln: Zuhören, Begründen, Argumentieren, Fragen, Diskutieren, Kooperieren, Integrieren, Gespräche fuhren, Präsentieren, etc.

Selbstkompetenz (personale Kompetenz, Individualkompetenzen): Die Selbstkompetenz sind diejenige Fähigkeiten: Kenntnisse, Fertigkeiten und Haltungen, die den Umgang mit der eigenen Person betreffen. Da sie jedoch meistens auch Auswirkungen auf das soziale Miteinander haben (wie z. B. Pünktlichkeit, Selbstständigkeit, Verantwortlichkeit etc.), werden sie häufig mit den Sozialkompetenzen verbunden. Sie sind die Dispositionen, reflexiv selbst organisiert zu handeln, d.h., sich selbst einzuschätzen, produktive Einstellungen, Wertschätzungen, Motive und Selbstbilder zu entwickeln, eigene Begabungen, Motivationen, Leistungsvorsätze zu entfalten und sich innerhalb und außerhalb der Arbeit kreativ zu entwickeln und zu lernen: Selbstvertrauen entwickeln, Spaß an einem Thema/einer Methode haben, Identifikation und Engagement entwickeln, Wertschätzungen aufbauen.

Das Projekt, das dem Kompetenznachweis zugrunde liegt wird so beschrieben, dass ein außenstehender Leser die Anforderungen an den Jugendlichen nachvollziehen kann.

Das Anforderungsprofil enthält die schulischen Rahmenbedingungen und die pädagogische Aufgabenstellung und wird in der Regel von der Schule, dem Lehrer oder Tutor beschrieben. Die Beschreibung enthält Angaben, ob das Projekt verpflichtend oder freiwillig war. Sie benennt die spezifischen Schwerpunkte des Projektes hinsichtlich Inhalt, Methode und pädagogischer Zielsetzung und enthält Hinweise auf entsprechende Kenntnisse, Fertigkeiten, Einstellungen und Kompetenzen, die infolge des Projektes angeeignet werden können.

Im Schülerrückblick beschreibt der Jugendliche ganz genau seine Tätigkeiten und Handlungen. In einem nächsten Schritt ermittelt der Jugendliche aus der eigenen Tätigkeit die Kompetenzen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, welche er durch die Ausführung einer bestimmten Handlung erworben und erübt hat. Er beschreibt seine Zielvorgaben, Ambitionen und Erwartungen hinsichtlich der Kenntnisse, der Fertigkeiten, Einstellungen und Kompetenzen, die er erwerben will und beschreibt und analysiert den eigenen Lernprozesses, die Lernerträge und was tatsächlich stattgefunden hat. Jüngere SchülerInnen sind zu diesem Schritt noch nicht in der Lage. Bei ihnen entfällt dieser Schritt.

Um das Ergebnis der Selbstevaluation zu objektivieren, d.h. begründet zu belegen, dass der Schüler, die Schülerin in einem bestimmten Umfang über die ermittelten Kompetenzen verfügt, braucht er eine Bestätigung (oder auch Korrektur) von außen. Dies muss natürlich durch Menschen geschehen, die auch eine Beurteilung darüber treffen können, d.h. durch Menschen, die gemeinsam mit ihm gelebt, geübt, gespielt, gearbeitet haben oder die am Ergebnis seiner Tätigkeit ablesen konnten, was er und wie gut er etwas kann. Je mehr Menschen eine Fremdbeurteilung abgeben, desto objektiver wird in der Regel das Ergebnis.

Es stellt sich die Frage, ob das Bochumer Abschlussportfolio mit den Anforderungen in der Europäischen Gemeinschaft kompatibel ist.

Um das zu überprüfen werden die im Anhang 2 vorliegenden Deskriptoren zur Beschreibung der Niveaus des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR) aus den EMPFEHLUNG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 23. April 2008 zur Einrichtung des Europäischen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen (2008/C 111/01) zu Grunde gelegt.

Anhand der Anforderungsprofile und der Selbstevaluationen Bochumer Schüler wird nun eine Zuordnung zu den Niveaus vorgenommen.

Dabei wird folgendermaßen vorgegangen: Anforderungsprofile, Selbstevaluationen und Lehrerkommentare werden in Hinblick auf Fertigkeiten und Kompetenzen untersucht, ob sie zu den in Niveaus gegliederten Anforderungen zur Einrichtung des Europäischen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen kompatibel sind. Um das festzustellen müssen mehrere Schritte erfolgen:

1. Eine Feststellung, ob es überhaupt Gutachten gibt, die in den drei Bereichen Übereinstimmungen zeigen. 2. Eine beispielhafte, nachvollziehbare Zuordnung konkret vorliegender Gutachten zu den Niveaus der Empfehlungen des europäischen Parlamentes und des Rates. Zur Verdeutlichung werden in den Gutachten die entsprechenden Passagen farbig gekennzeichnet, wobei den Fertigkeiten grün zugeordnet ist und den Kompetenzen rot. Diese Zuordnung erlaubt Erkenntnisse darüber, ob die Kompetenznachweise grundsätzlich kompatibel zum Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen sind.

3. Wenn die Portfolios kompatibel sind, muss eine Qualitätsprüfung erfolgen. Hierbei sollten alle vorliegenden Portfolios unter dem Gesichtspunkt untersucht werden, ob und welche Niveaus erkennbar werden.

Das sprengt den Rahmen der vorliegenden Betrachtung jedoch. Die Arbeit ist folgendermaßen gegliedert: Zunächst werden die Deskriptoren zur Beschreibung der Niveaus des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR) aus „EMPFEHLUNG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 23. April 2008 zur Einrichtung des Europäischen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen“ in Tabellenform vorgestellt und eine Zuordnung der Bochumer Kompetenznachweise vorgenommen.

Dann wird für jedes erreichte Niveau untersucht, an welchen Stellen die erforderlichen Kompetenzen zu finden sind und in einem zweiten Schritt, wo die zugrundeliegenden Fähigkeiten beschrieben sind. Als Beleg dienen Anforderungsprofile, Selbstevaluationen und Lehrerkommentare. Abschließend erfolgt ein Kommentar zu Einschränkungen oder potentiellen Möglichkeiten. 

 

VergleichAbschlussportfolio mit den Anforderungen in der Europäischen Gemeinschaft
NiveauKenntnisseFertigkeitenKompetenzBochum

Niveau 1

Zur Erreichung von Niveau 1 erforderliche Lernergebnisse

grundlegendes Allgemeinwissen grundlegende Fertigkeiten, die zur Ausführung einfacher Aufgaben erforderlich sindArbeiten oder Lernen unter direkter Anleitung in einem vorstrukturierten KontextLandwirtschaftspraktikum Ausführliche Begründung siehe zu Niveau 1

Niveau2

Zur Erreichung von Niveau 2 erforderliche Lernergebnisse

grundlegendes Faktenwissen in einem Arbeits- oder Lernbereichgrundlegende kognitive und praktische Fertigkeiten, die zur Nutzung relevanter Informationen erforderlich sind, um Aufgaben auszuführen und Routineprobleme unter Verwendung einfacher Regeln und Werkzeuge zu lösenArbeiten oder Lernen unter Anleitung mit einem gewissen Maß an SelbstständigkeitFeldmesspraktikum, Ausführliche Begründung siehe zu Niveau 2

Niveau 3

Zur Erreichung von Niveau 3 erforderliche Lernergebnisse

Kenntnisse von Fakten, Grundsätzen, Verfahren und allgemeinen Begriffen in einem Arbeits- oder Lernbereich

eine Reihe kognitiver und praktischer Fertigkeiten zur Erledigung von Aufgaben und zur Lösung von Problemen, wobei grundlegende Methoden, Werkzeuge, Materialien und Informationen ausgewählt und angewandt werdenVerantwortung für die Erledigung von Arbeits- oder Lernaufgaben übernehmen bei der Lösung von Problemen das eigene Verhalten an die jeweiligen Umstände anpassen

teilweise Feldmesspraktikum,

in der Regel Berufspraktikum

teilweise Basarprojekt

in der Regel Schauspiel

Ausführliche Begründung siehe zu Niveau 3

Niveau 4

Zur Erreichung von Niveau 4 erforderliche Lernergebnisse

breites Spektrum an Theorie- und Faktenwissen in einem Arbeits- oder Lernbereich eine Reihe kognitiver und praktischer Fertigkeiten, die erforderlich sind, um Lösungen für spezielle Probleme in eineselbstständiges tätig werden innerhalb der Handlungsparameter von Arbeits- oder Lernkontexten, die in der Regel bekannt sind, sich jedoch ändern können Beaufsichtigung der Routinearbeit anderer Personen, wobei eine gewisse Verantwortung für die Bewertung und Verbesserung der Arbeitsoder Lernaktivitäten übernommen wird

Teilweise Basarprojekt Teilweise Schauspielprojekt Teilweise Schülerrat Teilweise Jahresarbeit

Ausführliche Begründung siehe zu Niveau 4

Niveau 5 (*)

Zur Erreichung von Niveau 5 erforderliche Lernergebnisse (*) Der Deskriptor für den Kurzstudiengang (innerhalb des ersten Studienzyklus oder in Verbindung damit), der von der Joint Quality Initiative als Teil des Bologna Prozesses entwickelt wurde, entspricht den zur Erreichung von EQR-Niveau 5 erforderlichen Lernergebnissen.

umfassendes, spezialisiertes Theorie- und Faktenwissen in einem Arbeits- oder Lernbereich sowie Bewusstsein für die Grenzen dieser Kenntnisseumfassende kognitive und praktische Fertigkeiten die erforderlich sind, um kreative Lösungen für abstrakte Probleme zu erarbeitenLeiten und Beaufsichtigen in Arbeits- oder Lernkontexten, in denen nicht vorhersehbare Änderungen auftreten Überprüfung und Entwicklung der eigenen Leistung und der Leistung anderer PersonenKönnte in Jahresarbeiten möglich sein, es liegt aber kein Beispiel vor. Wissenschaftspropädeutisch z.B. bei Berufspraktikum
Niveau 6 (**) Zur Erreichung von Niveau 6 erforderliche Lernergebnisse fortgeschrittene Kenntnisse in einem Arbeits- oder Lernbereich unter Einsatz eines kritischen Verständnisses von Theorien und Grundsätzenfortgeschrittene Fertigkeiten, die die Beherrschung des Faches sowie Innovationsfähigkeit erkennen lassen, und zur Lösung komplexer und nicht vorhersehbarer Probleme in einem spezialisierten Arbeits- oder Lernbereich nötig sind

Leitung komplexer fachlicher oder beruflicher Tätigkeiten oder Projekte und Übernahme von Entscheidungsverantwortung in nicht vorhersehbaren Arbeits- oder Lernkontexten Übernahme der Verantwortung für die berufliche Entwicklung von Einzelpersonen und Gruppen

 

Zu Niveau 1: (grundlegendes Allgemeinwissen als Voraussetzung)

Die Kompetenz „Arbeiten oder Lernen unter direkter Anleitung in einem vorstrukturierten Kontext“ kann im Landwirtschaftspraktikum gezeigt werden. Das Praktikum ist so gestaltet, dass die Schüler die Theorie in Form von Vorträgen und Referaten kennenlernen und auf dem Hof nach Anweisung arbeiten. Das entspricht dem Niveau 1.  

Anforderungsprofil: „Das Landwirtschaftspraktikum in der 9. Klasse hat unter anderem zum Ziel, den Schülern Ökologie in angewandter Form näher zu bringen. Auf der theoretischen Ebene setzen sich die Jugendlichen mit den Unterschieden zwischen konventioneller und biologisch-dynamischer Landwirtschaft auseinander. Die praktische Umsetzung lernen sie kennen, indem sie für zwei Wochen auf einem Demeterhof leben und arbeiten. Dabei gliedern sie sich als Klassengemeinschaft in das bestehende Hofgefüge ein. Bei ihren vor allem körperlichen Arbeiten schulen die 14- bis 15jährigen Schüler insbesondere Durchhaltevermögen, Verantwortungsbewusstsein, Zuverlässigkeit und Sorgfalt. Des Weiteren entwickeln sie eine Wertschätzung für landwirtschaftliche Arbeitsprozesse und biologische Nahrungsmittel sowie ein Bewusstsein für das Zusammenspiel von Mensch und Natur. Die Jugendlichen dokumentieren ihre Tätigkeiten in den verschiedenen Arbeitsbereichen entweder in einem individuellen Berichtsheft oder in einer gemeinsamen Broschüre. Jeder Schüler schreibt einen Rückblick auf seine Arbeit, der in diese Dokumente einfließt. Nach dem Praktikum hält jeder Schüler ein Kurzreferat vor Eltern, Lehrern und Gästen über einen Aspekt des Arbeitens oder Zusammenlebens während dieser Zeit.“

Die Schülerrückblicke decken einen ähnlichen Bereich ab.

Gemüsegruppe

Beispiel 1 Am ersten Tag mussten wir auf dem Gemüsefeld Fenchel ernten, damit waren wir ziemlich schnell fertig. Danach sind wir zu einem Blumenbeet gelaufen und haben dort Unkraut gezupft. Nachmittags haben wir hinter den Gewächshäusern Brombeeren abgeschnitten. Am zweiten Tag wurden wir zu einem Erdbeerfeld geschickt. Dort sollten wir Unkraut zupfen. Das haben wir auch nachmittags gemacht. Wir waren alle relativ schnell mit unseren Reihen fertig. Ich denke, ich hätte mich am ersten Tag mehr anstrengen sollen. Ich hatte keine Lust. Am zweiten Tag habe ich sehr gut gearbeitet. Ich habe vieles vom ersten Tag wieder aufgeholt.

Gemüsegruppe Beispiel 2 -

 

  • Kohlrabi Ernten: am Anfang habe ich gut gearbeitet und danach war ich ein wenig albern und habe deswegen langsam gearbeitet.
  • Unkraut Jäten: da habe ich durchgehend gearbeitet Grundsätzen nötig sind Übernahme der Verantwortung für die berufliche Entwicklung von Einzelpersonen und Gruppen
  • Brombeeren entfernen: das hat zwar keinen Spaß gemacht, aber ich habe stetig ohne viele Pausen gearbeitet.
  • Unkraut aus Erdbeerplatten entfernen: erst habe ich schnell gearbeitet und bei den letzten zwei Platten habe ich keine Lust mehr gehabt und hab zwar zügig, aber schlampig gearbeitet.
  • Erdbeerfeld: da habe ich in einem guten Tempo ohne große Pausen gearbeitet. 

Die für Niveau 1 erforderlichen „grundlegenden Fertigkeiten, die zur Ausführung einfacher Aufgaben erforderlich sind“ werden im speziellen Teil des Anforderungsprofils durch die Benennung der Arbeiten erschließbar.

1. Gemüsebau unter Leitung von Axel I. und Kerstin U. und Betreuung auf dem Acker durch Svenja H.: Ernten des Gemüses und Aufbereiten des Gemüses, Unkrautbeseitigung, Pflanzarbeiten

Zu Niveau 2: (grundlegendes Faktenwissen in einem Arbeits- oder Lernbereich als Voraussetzung)

Die Kompetenz „Arbeiten oder Lernen unter Anleitung mit einem gewissen Maß an Selbstständigkeit“ kann in den meisten Fällen im Feldmesspraktikum gezeigt werden.

Bereits das Anforderungsprofil des Feldmesspraktikums zeigt diese Möglichkeit auf. „In dem Feldmesspraktikum der 10. Klasse wird die im Mathematikunterricht behandelte Trigonometrie praktisch angewendet. Die Jugendlichen eignen sich bei der Vermessung eines Landstückes Kenntnisse und Fähigkeiten im Umgang mit den erforderlichen Messgeräten an. Mit Hilfe der dabei gewonnenen Daten stellen sie die erforderlichen Berechnungen an und zeichnen eine Geländekarte. Sie lernen, sich in den einzelnen Arbeitsgruppen selbstständig zu organisieren und die unterschiedlichen Begabungen der Gruppenmitglieder zu nutzen. Außerdem entwickeln sie ein Verständnis für die Notwendigkeit von genauem und sorgfältigem Arbeiten sowie für das effektive Zusammenspiel der einzelnen Gruppen im Gelände und lernen Hilfsmittel wie Stadtpläne oder Atlanten wert zu schätzen. Bei den verschiedenen Tätigkeiten wird das Abstraktionsvermögen gestärkt, was sich vor allem in der Fähigkeit zeigt, die Landschaft in einer Karte zu abstrahieren und umgekehrt aus einer Karte die Landschaft zu erschließen. Dadurch wird insbesondere das persönliche Orientierungsvermögen geschult. Nach dem Praktikum hält jeder Schüler ein Kurzreferat vor Eltern, Lehrern und Gästen über einen Aspekt des Arbeitens oder Zusammenlebens während dieser Zeit.

Beispiele für Selbstevaluationen und Gutachten von Feldmessdokumenten, die diesen Kompetenzbereich belegen:

Selbstevaluation: Meine Mitarbeit in der Gruppe war auf dem gesamten Praktikum gut. Ich beteiligte mich stetig in meiner Gruppe und versuchte mir die neuen mathematischen Erkenntnisse, die mir im Verlaufe des Praktikums immer klarer wurden, anzueignen. Meine Gruppe half sich untereinander, sodass es mir nicht schwer fiel, einige der mathematischen Erkenntnisse zu behalten. Insgesamt hat mir das Praktikum eine Menge an anspruchsvollen Arbeiten geboten. Dies lag jedoch auch an meiner sehr guten Gruppe. Ein Pluspunkt bei uns war zum Beispiel, dass nicht einer jeden Tag das Protokoll führte oder den Theodoliten bediente. Wir wechselten uns auch innerhalb der einzelnen Arbeitstage ab und bewerkstelligten es so, eine gute Arbeitsatmosphäre zu schaffen.

Lehrergutachten: Julian stellte sich mutig der Herausforderung, einen fünfköpfigen Messtrupp als so genannter VIP zu leiten. Ein VIP gibt Informationen und Kenntnisse über die Bedienung der Messinstrumente, die er vom Lehrer erhalten hat, an die Gruppe weiter. Eine Zeitlang brauchte Julian noch Hilfestellungen, doch nach und nach konnte er immer selbstständiger arbeiten. Er arbeitete im Team mit den anderen Gruppenmitgliedern zusammen und konnte bei der Erstellung und Auswertung der Messprotokolle befriedigende Resultate erzielen. Julians Rückblick zeigt, dass er sich mit der Gruppe um eine sinnvolle Verteilung der Aufgaben Gedanken gemacht hat, sodass jedes Gruppenmitglied Lernmöglichkeiten in allen Bereichen hatte.

Die entsprechenden Fertigkeiten im Lernbereich Mathematik entsprechen denen des Niveaus 2 „grundlegende kognitive und praktische Fertigkeiten, die zur Nutzung relevanter Informationen erforderlich sind, um Aufgaben auszuführen und Routineprobleme unter Verwendung einfacher Regeln und Werkzeuge zu lösen“. Das können die Selbstevaluationen und die Lehrergutachten belegen.

Die fachlichen Fähigkeiten werden insgesamt im speziellen Teil des Anforderungsprofils benannt: „Folgende messtechnische Kenntnisse und Fertigkeiten sollten sich die Schüler aneignen: Umgang mit dem Bandmaß (horizontale Entfernungsmessung) Umgang mit dem Marschkompass Umgang mit dem Theodoliten (Horizontal- und Vertikalwinkel-Messung) Anfertigung von Mess- und Rechenprotokollen Auswertung der Protokolle und Qualitätssicherung Flächenberechnung Anfertigung maßstabsgetreuer Zeichnungen von Grundstücken Anfertigung einer maßstabsgetreuen Gesamtkarte.“

Schülerselbstevaluation (Auszug), die die entsprechenden Fähigkeiten belegt: „Ich habe während des Praktikums in der Funktion des VIPs folgendes getan: Theodolit bedient Messprotokoll geführt Fluchtstange gehalten gerechnet gezeichnet Strecken gemessen .... Während des Praktikums habe ich gelernt, sehr genau und präzise zu arbeiten, da sonst das Endergebnis bzw. die Karte nicht stimmt. Ich habe gelernt, die oben beschriebenen Arbeiten sorgfältig zu erledigen. Ich habe gelernt einen Theodoliten zu bedienen, das Messprotokoll richtig zu führen, die Rechenwege korrekt auszuführen und mit den erlangten Ergebnissen eine Marschkompasskarte bzw. eine Grundstückskarte anzufertigen.“ Lehrerkommentar: „Sophie arbeitete weitgehend selbstständig und zeigte viel Eigeninitiative. Sie war an allen anfallenden Messungen ihrer Gruppe beteiligt, führte ordentlich Protokoll und wertete die Messprotokolle gewissenhaft aus. Sie fertigte saubere Grundstückszeichnungen an. Die Qualität ihrer Arbeit und ihre gute Zusammenarbeit mit den anderen Gruppenmitgliedern verdienen großes Lob.“

Zu Niveau 3: (Kenntnisse von Fakten, Grundsätzen, Verfahren und allgemeinen Begriffen in einem Arbeits- oder Lernbereich als Voraussetzung) Die Kompetenz „Verantwortung für die Erledigung von Arbeits- oder Lernaufgaben übernehmen bei der Lösung von Problemen das eigene Verhalten an die jeweiligen Umstände anpassen“ kann zu unterschiedlichen Teilen im Berufspraktikum belegt werden.

Das geht an den gekennzeichneten Stellen aus dem Anforderungsprofil hervor. „Jeder Schüler der Rudolf Steiner Schule Bochum absolviert am Ende der 10. oder zu Beginn der 11. Klasse ein individuelles Berufspraktikum. In diesem Praktikum geht der Schüler einen Schritt in das Berufsleben hinein, erhält konkrete Einblicke in die Arbeitswelt und gliedert sich in den Arbeitsprozess eines fremden Betriebes ein. Vorbereitet wird das Praktikum durch die Berufskunde, in der die jungen Leute Informationen über Ausbildungswege sammeln, Techniken zur Bewerbung üben und ihre persönlichen Stärken und Fähigkeiten ermitteln. Hierzu gehört auch ein Besuch im Berufsinformationszentrum (BIZ) in der Agentur für Arbeit. Ergänzt wird das Praktikum durch vier Trainingsseminare, in denen verschiedene Bewerbungssituationen erübt werden. In einer eigenverantwortlichen Arbeitsphase kümmern sich die Schüler um ihren individuellen Praktikumsplatz. Dabei kommen die erlernten Bewerbungsstrategien zur Anwendung. Während des dreiwöchigen Praktikums ist der Schüler weitgehend auf sich selbst gestellt und muss soziale Kompetenzen wie z. B. Zuverlässigkeit und Durchhaltevermögen und vor allem Verantwortung im Arbeitsablauf unter Beweis stellen. Außerdem muss er lernen sich gegenüber fremden Menschen und neuen Situationen angemessen zu verhalten. Nach dem Praktikum berichtet der Schüler vor Eltern, Lehrern und Gästen über seinen Arbeitsplatz und seine Erfahrungen. Zur Dokumentation und Reflektion gehört dabei auch das Führen einer Berichtsmappe.“

Belege aus den Selbstevaluationen: „Mein Praktikum machte ich im Evangelischen Jugendhaus Wiemelhausen. Dort durfte ich einen Einblick in den Beruf der Sozialpädagogin gewinnen. Meine Arbeitszeiten waren von 13:00-20:00 Uhr. Während dieser Zeit, war ich Frau Timmy Timmreck, der Leiterin des Jugendhauses, einer Sozialpädagogin, unterstellt. Meine Aufgaben waren: sich mit den Kindern/Jugendlichen zu beschäftigen, sie zu Spielen oder Kreativität zu animieren oder eigene Projekte zu entwickeln (Gesellschaftsspiele, Musik- Theaterprojekte). Ich bekam schnell einen Einblick in die verschiedenen Situationen und Anforderungen. Die Leiterin des Jugendheims, die mich seit vielen Jahren kennt, hat mir viel Freiraum bei meiner Arbeit und bei meinen Entscheidungen gelassen. Besondere Fertigkeiten/Kenntnisse waren dafür nicht nötig, allerdings war es für mich von Vorteil, auch in schwierigen Situationen ruhig bleiben zu können. Ich war sehr zufrieden mit meinem Praktikumsplatz und würde ihn wieder wählen. Die Zusammenarbeit mit der Jugendheimleiterin hat sehr viel Spaß gemacht. Das Praktikum hat mich darin bestätigt, zuerst meinen Realschulabschluss zu machen, um später einen Beruf zu wählen, in dem ich mit Jugendlichen, Kindern oder Behinderten arbeiten kann.“

... Zu meinen Aufgaben gehörten: Verkauf von Braut- und Abendmoden, Warenauszeichnung, Ein- und Ausgangskontrollen der Ware, Buchhaltung, Koordinierung von Terminen, Planungen von Hochzeiten, Dekorationen von Hochzeitslocations und den Ablauf einer Hochzeit koordiniert. Ich konnte in meinem Praktikum in alle Bereiche des Betriebes Einblick bekommen und wurde wie ein neuer Mitarbeiter eingearbeitet. Meine Arbeitszeiten waren von 10.15 Uhr bis 19.30 Uhr. In dieser Zeit hatte ich eine halbe Stunde Mittagspause. Ich habe mit allen Mitarbeitern zusammen gearbeitet, hatte aber immer wieder die Möglichkeit, selbstständig zu arbeiten und meiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Durch meine Fähigkeiten im Organisieren und Dekorieren konnte ich immer uneingeschränkt mitarbeiten.

„ ...Die Aufgaben, die ich hatte waren: Den Anwalt, bei dem ich mein Praktikum gemacht habe, zu beobachten und Akten zu lesen und versuchen sie zu lösen, also unseren Mandanten zu vertreten. Über diese Aufgaben habe ich relativ schnell einen Überblick gewonnen und konnte sie zur Zufriedenheit des Anwalts lösen. Ich habe komplett selbstständig gearbeitet und habe am Ende meines Arbeitstages die Ergebnisse meiner Arbeit mit meinem Praktikumbetreuer besprochen. Am meisten genützt haben mir meine schnelle Auffassungsgabe und mein Verständnis für die Abläufe in der Justiz. Dadurch habe ich alles relativ rasch verstanden und musste nur an den Formulierungen meiner Anträge und Briefe arbeiten....“

Beleg aus dem Lehrerkommentar: „Anna kümmerte sich schon sehr früh – ca. ein Jahr vor Praktikumsbeginn - um einen Praktikumsplatz bei „Wedding Dreams“, einem Brautmodengeschäft und Hochzeitsveranstalter. Anna reizte die Möglichkeit, ihre gestalterischen und organisatorischen Fähigkeiten in diesem Berufsbild vereint zu sehen. Beim Praktikumsbesuch konnte Anna mir den Betrieb umfassend vorstellen. Sie stand in repräsentativer Kleidung an der Kasse. Ihre Wahrnehmungsfähigkeit erlaubte ihr, sich dem Stil des Hauses anzueignen, ohne den eigenen aufzugeben. Anna zeigte ihre bis dahin angefertigten Dekorationen im Geschäft und erläuterte die sonstigen Arbeiten. Sie hatte Räume für Hochzeitsfeiern dekoriert, eine Hochzeit mit vorbereitet und ansonsten alle Aufräum- und Säuberungsarbeiten erledigt. Unabhängig von Art der Arbeit wurde Annas Pflichtbewusstsein deutlich. Ihre betriebliche Praktikumsbetreuerin war sehr zufrieden. Anna wurde von ihr als höflich, selbständig und zuverlässig beschrieben. Anna fertigte eine sehr schöne und aussagekräftige Mappe mit ihrem Praktikumsbericht, vielen Fotos und Materialien an. Beim Durchsehen der Mappe wird deutlich, wie viel Freude Anna die Arbeit gemacht hat und wie stark sie sich mit dem Betrieb und den Aufgaben verbinden konnte. Es wird aber auch deutlich, dass Anna gerne im Beruf selbst Verantwortung übernehmen möchte. Anna bereitete den Berichtsabend vor und übernahm ohne Hilfe die Gestaltung des Abends. Hier stellte sie ihre kommunikativen und planerischen Fähigkeiten in den Dienst der Klasse. Ihr Bericht nahm die Zuhörer mit und bewirkte, dass einige Damen gerne von Anna für ein Abendkleid oder die Gestaltung einer Feier beraten werden wollten.“

„.... Ihre betriebliche Praktikumsbetreuerin Frau Timmreck bescheinigte, dass Laura eine wirkliche Hilfe war, die Verantwortung übernehmen konnte und selbständig Spielangebote mit Kindern durchführen konnte. Sie bestätigte, dass Laura von den Jugendlichen akzeptiert wurde. Für Laura ist die Handhabung von Materialien im Jugendhaus und der empathische Umgang mit Jugendlichen und Kindern so selbstverständlich, dass Laura darin – wie ihr Rückblick zeigt -keine besondere Fähigkeit sah. ...“

Zu Niveau 4: ( breites Spektrum an Theorie- und Faktenwissen in einem Arbeits- oder Lernbereich) Die Kompetenz“ selbstständiges tätig werden innerhalb der Handlungsparameter von Arbeits- oder Lernkontexten, die in der Regel bekannt sind, sich jedoch ändern können, Beaufsichtigung der Routinearbeit anderer Personen, wobei eine gewisse Verantwortung für die Bewertung und Verbesserung der Arbeits- oder Lernaktivitäten übernommen wird“ kann im Schauspielprojekt belegt werden:

Darauf weist bereits das Anforderungsprofil hin: „An der Rudolf Steiner Schule Bochum hat die Theaterarbeit eine besondere Stellung und ist fester Bestandteil des Lehrplans. In der 11. Klasse steht entweder ein deutsch- oder fremdsprachiges Theaterstück auf dem Spielplan, das eine Vielzahl komplexer Charaktere bietet und in differenzierter Weise schauspielerische Aktivitäten herausfordert. Dabei übernimmt jeder Schüler nach seinen Möglichkeiten neben seiner Rolle eine der folgenden Aufgaben: Kostüme, Requisiten, Bühnenbild und Bühnentechnik, Musik, Tontechnik und Öffentlichkeitsarbeit (Programm, Plakat, Werbung), Regieassistenz und Maske. Für diese Aufgaben ist entscheidend, dass er im Rahmen der Gesamtkonzeption einen differenzierten Entscheidungsprozess durchläuft. Diese Gesamtkonzeption wird gemeinsam mit der Klasse entwickelt, wobei die Schüler üben, nicht aus ihrer Vorstellung, sondern aus einem künstlerischen Prozess heraus die einzelnen Elemente zu gestalten. Neben der öffentlichen Präsentation nehmen die Proben einen beachtlichen Zeitraum ein. Dort entwickeln die Schüler in Kooperation mit der Regie die Rollencharaktere. Aus dem Interpretationskonzept der Regie, dem, was eine Rolle vorgibt und dem, was ein Schüler mitbringt, gestaltet sich die Inszenierung. In der Regel finden mehrere Aufführungen statt, bei denen die Schüler sich jedes Mal auf ein neues Publikum einstellen müssen. Im gemeinsamen Arbeitsprozess entwickeln die Schüler Verantwortung für die Gemeinschaft und für die Vielfalt der Aufgaben. Sie üben eine klare Bühnensprache, den Aufbau eines Rollencharakters sowie Gestik und Mimik. Dabei schulen sie Bühnenpräsenz als einzelner und im gemeinsamen Spiel. Die Zusammenarbeit erfordert Konfliktfähigkeit, Kompromissbereitschaft und Selbstdisziplin. Diese Arbeit fördert das eigene künstlerische Urteilsvermögen.“

Im Folgenden soll an Schülerrückblicken gezeigt werden, dass die selbständige Arbeit von Schülern mit Fachkompetenz, die auch verantwortlich Leitungsfunktionen innehaben durch Portfolios belegt werden kann. „...Abgesehen von meiner Rolle war ich in der Kostümgruppe tätig. Ich war die Ansprechpartnerin für Herr Thon und habe meine Gruppenmitglieder „geleitet“. Dabei gab es zu bedenken, dass jeder was zu tun hatte und nicht zwei Leute die Arbeit machen und der Rest nichts. Ich habe alles gut geplant und unsere Gruppe ist nicht in Zeitbedrängnis geraten. Da ich der Kopf der Gruppe war, habe ich den anderen ihre Aufgaben zugeteilt und meine selbstständig gelöst. Auf die Kostüme mussten Nummern genäht werden und so konnte ich mein handwerkliches Geschick unter Beweis stellen. Ich hätte mir von manchen Gruppenmitgliedern mehr Kooperation gewünscht, weil teilweise einfach Leute gefehlt haben ohne mir Bescheid zu sagen. Ansonsten lief die Zusammenarbeit gut. Ich war zwar mit Leuten in der Gruppe, mit denen ich normalerweise nichts zu tun habe, wir haben uns aber gut verstanden und es gab keine Streitereien. Bewusst ist mir geworden, dass wenn man etwas plant es meistens nicht so eintritt, aber diese kleinen Hindernisse mich anspornen, es nächstes Mal besser zu machen und vorausschauender zu denken. ...“

„ ... Neben der Erarbeitung meiner Rolle war ich auch noch in der Öffenlichkeitsarbeitsgruppe tätig. Meine Hauptaufgabe war, die E-mails an die Presse und den Rundfunk zu verschicken. Ich habe insgesamt jeweils sechs Mail an verschiedene Radiosender wie z.B. radiobochum, wdr5, wdr2 und an verschiedene Zeitungen wie z.B. Ruhrnachrichten, WAZ verschickt. Außerdem habe ich eine Einladung an die Oberbürgermeisterin von Bochum geschrieben und diese persönlich bei ihr abgegeben. Sie wäre sogar gekommen, konnte jedoch dann aus terminlichen Gründen nicht. Für die Öffentlichkeitsarbeit zu arbeiten, ist es natürlich wichtig, zuverlässig und pünktlich zu sein, was ich sehr gut hinbekommen habe. Ich habe die Öffentlichkeit als Arbeitsgruppe gewählt, weil ich dort am besten mitwirken konnte, im Gegensatz zur Bühnenbildgruppe zum Beispiel. Außerdem machen mir Arbeiten am Computer bzw. im Kopf auch viel mehr Spaß als körperliche Arbeiten. Ich habe auch mitgeholfen zu überlegen, wie man das Programmheft gestalten kann. In der Öffentlichkeitsarbeitsgruppe habe ich überwiegend mit Klassenkameraden zusammengearbeitet, mit denen ich sonst nicht sehr viel zu tun habe, jedoch hat die Zusammenarbeit sehr gut funktioniert, weil ich mich auf die Anderen gut verlassen konnte und auch umgekehrt. Wenn ich gerade eine wichtige Aufgabe hatte, bei der ich aus technischen Gründen nicht weiter kam, habe ich trotzdem nicht aufgegeben, sondern so lange weiter gearbeitet, bis alles erledigt war. Ein Beispiel dafür: Ich sollte eine E-mail mit zwölf Fotos an die Presse verschicken, jedoch war die erlaubte Speicherkapazität schon bei zwei Bildern überschritten. Da musste ich nochmal zur Schule fahren, um Herrn Thon zu fragen, was ich tun soll. In der Schule habe ich dann erfahren, dass Herr Scharpey die Fotos verkleinert hätte, als ich ihn dann anrief, erfuhr ich, dass er die Bilder nicht zu Hause hätte, sondern nur in der Schule. Dann musste ich noch ein Programm installieren, um die Fotos zu verkleinern, was jedoch nicht funktionierte, da mein Notebook ein Linux-Betriebssystem hat. Also musste ich das Programm auf meinem PC mit Windows-Betriebssystem installieren und dort die Bilder verkleinern. Als das dann alles funktionierte konnte ich die Bilder endlich spät abends an die Presse abschicken.“

Kommentar: Hier fehlt der Aspekt der Beaufsichtigung von Routinearbeiten anderer in der Selbstevaluation. Dem Niveau 4 sind eine Reihe kognitiver und praktischer Fertigkeiten, die erforderlich sind, um Lösungen für spezielle Probleme in einem Arbeits- oder Lernbereich zu finden zugeordnet.

Die entsprechenden Fertigkeiten im Bereich des Schauspielprojektes sind sehr verschieden und tauchen im Lehrer-, bzw. Regisseurkommentar auf. „Janis nutzte brachte seine Kenntnisse am PC sowie seine kommunikativen Fähigkeiten in die Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit ein. Er entwarf Texte für Mailings an die Presse, den Rundfunk, andere Institutionen, wie Schulen und Bildungseinrichtungen, sowie Politiker, hielt den Kontakt und ging auf die besonderen Wünsche Einzelner ein. ...“

„Alia kann klare Vorstellungen im Bereich Farbe, Mode und Bekleidung entwickeln. Zudem kann sie Nähen und Schneidern. Diese Fähigkeiten brachte sie in die Kostümgruppe ein. Sie leitete die Gruppe an überlegte, welche Gruppenmitglieder für bestimmte Aufgaben am geeignetsten sind und behielt dabei den Zeit- Geld und Regierahmen im Blick. ...“

Insgesamt kann festgestellt werden, dass sowohl im Rahmen der Fähigkeiten, wie auch der Kompetenzen eine größere Individualisierung von Niveau 3 zu Niveau 4 abzulesen ist. Beim Feldmesspraktikum war der Referenzrahmen noch die Trigonometrie, beim Berufspraktikum das Bewerbungsverfahren. Hier fand jedoch bereits innerhalb des gewählten Praktikums eine Individualisierung statt. Beim Schauspielprojekt können Fachkompetenzen sehr individuell in ganz verschiedene Bereiche einfließen. Im Bereich fakultativer Kompetenznachweise zeigt sich auch häufiger das Niveau 4:

Beleuchtung: Selbstevaluationen eines Schülers: „Ich habe in der achten Klasse meine Tätigkeit als Beleuchter in der Rudolf Steiner Schule begonnen. Ich habe gelernt mit dem Beleuchtungspult und der Technik umzugehen und sie zu reparieren, ich habe gelernt Scheinwerfer richtig auszurichten und mit ihnen zu arbeiten. Ich wurde als Verantwortlicher gefordert und lernte andere Teammitglieder richtig anzuweisen. Ebenso konnte ich mich auch gut in ein Team eingliedern und Aufgaben verantwortungsvoll erledigen. Ich kam in den fünf Jahren als Beleuchter oft an meine Belastungsgrenze, habe es aber immer mit Erfolg gemeistert. Künstlerisch habe ich gelernt Stimmungen mit Licht zu erzeugen und Vorstellungen des Regisseurs gut umzusetzen. Auch konnte ich eigene Ideen mit einbringen. Meine Zeit teilte ich mir meist ökonomisch ein, doch es gab öfters Wochen, in denen Schule und eine kurzfristige Beleuchtung gemeistert werden mussten. Solche Situationen waren schwer, doch am Ende konnte ich auch diese Zeiten meistern....“

Lehrerkommentar: „Christoph wurde von den Regisseuren absolute Zuverlässigkeit, große Selbständigkeit, ein guter Umgang mit der Technik und Stressfestigkeit bescheinigt. Christoph war vorausschauend, flexibel und konnte sehr fein differenziert die Beleuchtungsvorstellungen der Lehrer umsetzen. Er war in der Lage, künstlerisch mit dem Licht umzugehen und eigene Gestaltungsvorschläge einzubringen. Alle Regisseure hoben sein besonderes Engagement für die Aufführung hervor. Christoph konnte leicht mit anderen Menschen zusammen arbeiten. Dabei befand er sich in der Position des Lernenden, wenn er zum Beispiel für das Stück „Eine linke Geschichte“ mit dem Chefbeleuchter des Deutschen Theaters Berlin die Scheinwerfer gerichtet hat und die Einstellungen einprogrammiert und in der des Lehrenden, wenn er neue Beleuchter in ihre Arbeit eingewiesen hat. Christoph erlernte die Bedienung und das Patchen der Anlage rasch. Im Verlauf der Zeit hat er sechs Beleuchter eingearbeitet. Er konnte die jüngeren Schüler behutsam und gründlich anleiten, sodass sie schnell eigenverantwortlich arbeiten konnten. Wenn seine Hilfe benötigt wurde, war er stets zur Stelle. So sprang er mehrfach kurzfristig ein, wenn ein anderer Beleuchter verhindert war oder kurzfristig eine Veranstaltung zu beleuchten war. Dabei kannte er keine zeitlichen Einschränkungen. Für ihn war die Arbeit beendet, wenn sie fertig war. Christoph war ein geschätzter Beleuchter, weil er verträglich im Team arbeiten konnte und auch in kritischen Situationen die Ruhe bewahrt hat. Er war stets hilfsbereit, konstruktiv, höflich und einfühlsam. Allein für die Aufführungen hat Christoph 236 Stunden in seiner Freizeit gearbeitet. Die zahlreichen Stunden bei Wartungs- und Aufräumarbeiten blieben ungezählt. In Zusammenarbeit mit dem Hausmeister hat Christoph regelmäßig Wartungsarbeiten und Reparaturarbeiten an der Beleuchtung durchgeführt. Mit Materialien wie Folien, Kabelbindern usw. ist er stets sorgsam umgegangen. Er war im Bild, wo sich welcher Scheinwerfer befand, wie viel Folie welcher Farbe noch vorhanden war und ob Teile der Anlage zur Reparatur geschickt werden müssen.“

Basarprojekt: Selbstevaluationen eines Schülers: “ Ich habe für den Adventsbasar in der Gruppe, die Bilder für die Altbausaaltüren gefertigt haben, gearbeitet. Wir waren eine recht große Gruppe und haben uns daher in 5 Gruppen von je 4-5 Leuten geteilt. Nach einigem Diskutieren haben wir uns auf eine Jahreszeitenfolge geeinigt. Ich war die Gruppenleiterin der Herbstgruppe und habe Laura S., Alina und Isabella angeleitet. Eine Schwierigkeit war, dass, wenn ich was sagte, dies nicht immer gemacht wurde, oder kaum Vorschläge zur Vervollständigung des Plakates von den anderen Gruppenmitgliedern kamen und selten selbstständig gearbeitet wurde, sodass ich einen großen Teil der Entscheidungen alleine getroffen habe....“

Lehrerkommentar: „Alia entschied sich bei der freien Projektarbeit für eine künstlerische Arbeit. Mit fünf weiteren Klassenkameraden bildete sie ein Team. Die Gruppe wollte eine der großen Saaltüren mit einem Aquarell gestalten. Da vier Saaltüren nebeneinander liegen mussten sich die Untergruppen absprechen. Das Ergebnis war, die Türen mit je einer Jahreszeit zu gestalten. Alia arbeitete mit ihrer Gruppe am Bild Herbst. Das Ergebnis zeigt die geleistete Planung der Gruppe. Obwohl mehrere Personen am gleichen Bild gemalt haben, ist kein Stilbruch oder Übergang zu erkennen. Das Bild ist insgesamt harmonisch, was auf die enge und gelungene Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe schließen lässt. Alia hat das Malen einer Tierfigur erlernt und erfolgreich umgesetzt. Außerdem befand sie sich in der Position, die Gruppe zu Entscheidungen zu bringen und oft mangels Resonanz der anderen, eigenständig zu beschließen, wie die Arbeit fortgeführt wird, um termingerecht fertig zu werden. ... Insgesamt zeigte Alia in hohem Maße Initiative, künstlerisches Geschick und Kooperationsfähigkeit, aber auch Führungsqualitäten.“

NIVEAU 5: Die zu zur Erreichung von Niveau 5 erforderliche Lernergebnisse können in der Schule kaum erwartet werden. Niveau 5 ist der Deskriptor für den Kurzstudiengang.

Demzufolge wird umfassendes, spezialisiertes Theorie- und Faktenwissen in einem Arbeits- oder Lernbereich sowie Bewusstsein für die Grenzen dieser Kenntnisse bereits bei den Kenntnissen erwartet. Die zu erwartende Kompetenz ist: Leiten und Beaufsichtigen in Arbeits- oder Lernkontexten, in denen nicht vorhersehbare Änderungen auftreten Überprüfung und Entwicklung der eigenen Leistung und der Leistung anderer Personen. Die Fertigkeit ist definiert als: umfassende kognitive und praktische Fertigkeiten die erforderlich sind, um kreative Lösungen für abstrakte Probleme zu erarbeiten.

Dennoch tritt dieses Niveau in wissenschaftspropädeutischer Form durchaus auf. Das ist in sofern interessant, weil es für den Zugang zur Hochschule relevant sein kann.

Beispiel: Schülerselbstevaluation: „Ich habe mein Praktikum im Max-Plank-Institut für molekulare Physiologie an der Universität in Dortmund gemacht. In den drei Wochen des Praktikums habe ich in der Abteilung 3 für physikalische Biochemie gearbeitet. Die Arbeit begann um 9 Uhr und endete um ca. 15 Uhr. Die erste Woche habe ich bei Miria Schumacher im Labor gearbeitet und in der zweiten Woche bei Jörg Sauermann. Es war eine sehr lockere Atmosphäre und ich habe mich mit allen gut verstanden. Ich habe mich unter Andrem mit der Vermehrung von Bakterien für Proteinforschung und der künstlichen Herstellung dieser Proteine beschäftigt. Dazu habe ich folgende Versuche durchgeführt:

 

  • • Isolierung genomischer DNS aus der Mundschleimhaut und anschließende Analyse mittels PCR und Gelelektrophorese
  • • Isolierung genomischer DNS aus Tomate und anschließende Analysemittels Gelelektrophorese • Proteinexpression in E. coli
  • • Proteinaufreinigung mittels Affinitätschromathographie (Nickel-NTA)
  • • Analyse von Proteinen mittels SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese
  • • Aufreinigen von Verbindungen mittels Chromatographie an Kieselgel • Synthese von 3-Chloro-2-acetylphenol
  • • Vorbereitung und Aufnahme von NMR-Spektren

Am Anfang fiel mir die Arbeit schwer und ich habe nicht richtig verstanden, worum es ging. Doch schon nach drei Tagen wusste ich, mit Hilfe von Materialien, worum es geht und habe alles verstanden. Ich konnte auch einige Versuche selbst durchführen. Das Thema fand ich sehr interessant und ich habe viel gelernt. Ich könnte mir gut vorstellen, später diesen, oder einen ähnlichen Beruf auszuüben.

Lehrergutachten: Als begleitender Lehrer habe ich Anjas Berichtsheft gelesen, ihren Vortrag gehört und die Rückmeldungen des Betriebes über Anja bei einem Besuch zur Kenntnis genommen. Das ist Grundlage des Gutachtens. Anja absolvierte ihr Praktikum am Max Plank Institut Abteilung III Physikalische Biochemie. Über ihre Labortätigkeit konnte sie beim Praktikumsbesuch vor Ort kompetent berichten. Anja konnte meine Fachfragen beantworten. Sie hat nach Angaben ihres betrieblichen Praktikumsbetreuers die ihr gestellten Aufgaben sehr zuverlässig und mit größter Sorgfalt gelöst. Hat viel Interesse an den gebotenen Inhalten gezeigt und die erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten durch gut informierte Fragen vertieft. Zu den Mitarbeitern des Max-Plank Institutes hatte Anja ein gutes Verhältnis. Sie fügte sich gut in die Arbeitsgruppe ein. Um erfolgreich mit Mikroorganismen zu arbeiten, bedarf es Geduld, Sauberkeit, Genauigkeit und Bewusstsein über das eigene Tun. Anja führte in erster Linie Versuche zur Isolierung von DNS mit Hilfe der Gelelektrophorese durch, sowie zur Herstellung und Analyse von Proteinen. Anja fertigte eine ausführliche Praktikumsmappe mit Hintergrundmaterialien und ihren Laborergebnissen an. Hier zeigt sich Anjas Interesse an der Biologie. Anja wollte nicht nur die Arbeiten erledigen, sondern auch verstehen, welchen naturwissenschaftlichen Hintergrund diese Versuche haben. Dazu hat sie selbständig Material gesucht und sich damit befasst. Auf dem Berichtsabend konnte sie vor Eltern und Mitschülern anschaulich über ihre Arbeit erzählen. Es gelang ihr, die abstrakte, wissenschaftliche Arbeit, zu der ihre Versuche gehörten Laien verständlich zu machen.

Das Foto zeigt ihren Tisch mit Anschauungsmaterialien für die Zuhörer beim Berichtsabend. Insgesamt war zu sehen, dass Anja die Arbeit im Labor Freude gemacht hat, denn Anja verfügt über die Bereitschaft zum Forschen.

14.Februar 2009, Angelika Scharpey