Entwicklungspsychologie des Jugendalters

 

Begriffliche Klärung von Adoleszenz, Pubertät und Erdenreife: Die entsprechende Entwicklungsphase des Jugendlichen wird meistens bei den Psychologen mit Adoleszenz und bei den Biologen mit Pubertät bezeichnet. Nach den Entwicklungsphasen der anthroposophischen Menschenkunde wird der Anfang des dritten Jahrsiebts auch mit Erdenreife oder/und Geschlechtsreife bezeichnet.

Anfang und Ende, Dauer der Pubertät: Die Pubertät dauert in der Regel von den ersten Anfängen bis zur vollen biologischen Reife, etwa vier Jahre. Sie setzt bei Mädchen manchmal schon nach dem 10. Lebensjahr ein und ist bei „späten" Jungen gegen Ende des zweiten Lebensjahrzehts abgeschossen.

Entwicklungs- und Reifungsprozesse in der Pubertät: Die Pubertät ist der Durchbruch zur biographischen Selbsterfahrung. Der Jugendliche betritt diesen neuen Lebensabschnitt voller Hoffnung, Tatendrang und Lebensfreude. Dem Drang nach Selbstständigkeit stehen ein noch ungeschultes Wahrnehmen und Denken gegenüber, welche der sachgemäßen Beurteilung der Erfahrungswelt noch nicht gewachsen sind. In dieser Lebensphase wächst der junge Mensch gewissermaßen in einen „neuen Körper" hinein. Ihn zu „bewohnen" zu lernen wird zu einer zentralen Entwicklungsaufgabe. Die Pubertät ist ein sehr komplexes Geschehen, das aus vielen Teilprozessen besteht.

Wachstumsprozesse: In verschiedenen Lebensabschnitten wachsen verschiedene Teile des Körpers und Organe unterschiedlich schnell. Für die Phase der Pubertät sind der Wachstumsschub und die Reifung der Fortpflanzungsorgane signifikant. Der Pubertätswachstumsschub erfolgt bei Mädchen zwei Jahre früher als bei Jungen. Zwischen dem 16. und 19. Lebensjahr geht das Wachstum zu Ende. Die Reihenfolge des Pubertätswachstums ist festgelegt: zuerst wachsen Hände und Füße, danach Hüften, Brust und Schultern und erst zuletzt wird der Rumpf vom Wachstumsschub erfasst. Jungen bekommen breitere Schultern, Mädchen breitere Hüften. Am wenigsten wächst in der Pubertät der Kopf, das Schädelwachstum ist weitgehend in der Kindheit abgeschlossen. Im 14. Lebensjahr erreicht das Gehirn sein endgültiges Vollurnen. Im Zentrum puberaler Entwicklungsprozesse steht die Geschlechtsreifung bei Jungen und Mädchen. In den letzten 40 Jahren hat sich die Geschlechtsreife bei Mädchen vom 15. Geburtstag auf den 13. bzw. kurz davor vorverlegt (Akzeleration).

Seelische Reifungsprozesse Mit der Erdenreife müssen die erwachten Seelenfähigkeiten Denken, Fühlen und Wollen neu ergriffen werden. In der Menschenkunde spricht Steiner von der Geburt des Astralleibes. Auch die Seelentätigkeiten wie Denken, Fühlen und Wollen sind nur Instrumente dieses Selbst, nicht das Selbst. Das Erwachen zum biographischen Selbstbewusstsein während der Pubertät führt zur ersten großen Identitätskrise. Aber auch seelische Entwicklungskrisen sind wie Kinderkrnnkheiten. Sie haben im Reifungsprozess des jungen Menschen eine notwendige Funktion und führen zu wichtigen Entwicklungsfortschritten und zu einer durchgreifenden Wandlung der eigenen Wesenheit, auch wenn therapeutische Hilfe notwendig sein sollte.

Das Seelenleben zwischen Sympathie und Antipathie Die Pubertät bringt das Gefühlsleben in Bewegung, verstärkt dessen Intensität. Der Jugendliche befindet sich in einem Wechselbad der Gefühle: Zuneigung kann in Ablehnung unvermittelt umschlagen. Es fehlt noch eine ordnende Instanz. Sehnsüchte und Wünsche spielen in diesem Lebensalter eine überragende Rolle. Die Flamme der Begeisterung zeigt sich in der absoluten Hingabe. Der Jugendliche kann völlig in der Begeisterung und Hingabe an große Ideen, Menschen, Mode und Musik aufgehen. In solcher Begeisterung tritt eine totale Identifikation mit der Person (Idol) oder der Sache auf und führt zu absoluten Glücksgefühlen. Konkrete Ziele sind kaum gedanklich gefasst, die Sehnsucht verströmt ziellos. Oft ist der Blick auf die Welt noch verstellt, der Jugendliche lebt in Wunschwelten, er hat noch wenig Selbstwahrnehmung, er geht oft vom Wunsch aus wie er sein möchte. Im Verhalten zeigt sich eine große Sprunghaftigkeit, es werden verschiedene Rollen ausprobiert, Mode, Idolen, Macht, Lust und Egoismus können im Verhalten bestimmende Faktoren sein. Der Jugendliche wird in der Dramatik des Seelenlebens zwischen zwei Polen hin- und hergeworfen, zwischen Sympathie und Antipathie. Die Antipathie ist nicht minder stark als die Sympathie, z.B. kann sich manchmal Aggression in der Pubertät brutal äußern, indem andere Menschen physisch oder seelisch ungehemmt unterdrückt und misshandelt werden. Das Seelenleben zeigt sich in großer Verletzlichkeit und versteckt sich hinter ruppigen Reaktionen. Das Selbst zieht sich in sich selbst zurück, Verlassenheit und Einsamkeit ist die Folge. Manchmal steigert sich die Verlassenheit und mangelnde Sinngebung zur Todessehnsucht. Die eigene Unsicherheit und Unvollkommenheit wird tief empfunden, der Jugendliche möchte das eigene Selbst verbergen und verhüllen. Das Aufwachen in sich selbst wird als schmerzlich erlebt, Ich und Welt stehen sich gegenüber, das Ich muss in der Seelenwelt die Herrschaft erringen.

Erkenntnis und Urteilsfähigkeit Mit der Pubertät entsteht der Wunsch nach Selbstständigkeit in der Erkenntnis. Auch das Fragen wird neu entdeckt. Der Jugendliche ist auf der Suche. Er sucht Weltenzusammenhänge, gedankliche Rechtfertigung seiner Daseinsfragen. Er sucht Antworten auf seine existentiellen Lebensfragen. Es sind die sog. latente Lebensfragen. Das dritte Jahrsiebt ist das Zeitalter, in dem das Selbstbewusstsein entsteht. Der Jugendliche tritt als ein Selbst, das heißt als Eigenwesen der Welt bewusst gegenüber. Mit der Pubertät tritt der Schnitt zwischen Wahrnehmung und Begriff in voller Schärfe auf. Erst durch eigene Erkenntnistätigkeit wird der Zusammenhang zwischen Wahrnehmung und Begriff im Denken erfasst. Die Scheidung der Wirklichkeit in Wahrnehmung und Begriff muss im Bewusstsein neu überwunden werden. Die Wahrnehmungsinhalte verbinden sich mit den Begriffen des Denkens zu Vorstellungen, welch die Welt für das Selbst repräsentieren. Die Wahrnehmungswelt ohne das Denken bleibt für das Selbst ein Rätsel. Erst die Bergriffe schaffen Zusammenhang und klären die Bedeutungen der einzelnen Wahrnehmungen. Dass Wahrnehmung und Begriff in ihrem Sein garantiert werden, verdanken wir unserer Urteilsfähigkeit. Die Dualität in Denken und Wahrnehmung führt erst zum Selbstbewusstsein. Das Denken ist universal, es verbindet beide Welten, sonst hätten wir keine Möglichkeit zum Selbstbewusstsein zu kommen. Wir wären mit der Welt eine Einheit. Diese Dualität kann der Jugendliche durch Tätigkeit und Selbsterfahrung überwinden. Der subjektiv hervorgebrachte Gedanke entspricht dem objektiv wirkenden Gedanken in der Welt. In der Erkenntnis verschmilzt der subjektive Denkakt mit dem objektiv wirkenden Denkinhalt, der in den Dingen lebt. Das Selbst kann sich im Denken mit den Dingen verbinden und bildet mit dem Wesen eine Einheit. Das Gedankenleben strahlt in den Bereich der Gefühle, Gefühle bekommen dadurch Sicherheit.

Willenserziehung Aufgabe des dritten Jahrsiebts ist die Bildung des freigewordenen Willens. Dem frei gewordenen Willen fehlt noch die reflektierte Zielvorgabe der Erkenntnis. Der Wille äußert sich in den Handlungen. Der Wille ist die Seelenkraft, mit der das Ich seine Ziele verwirklichen kann, wenn der Wille sich selbstlos einbringt. Der Wille wird aber auch durch Instinkt, Trieb und Begierde bestimmt. Das Selbst wird zu Handlungen gezwungen, die es eigentlich nicht will. Der Jugendliche möchte eigene Erfahrungen machen und sich erproben. Das Selbst findet sich gerade im Widerstand und der Auseinandersetzung. Das Begehren kann stark auftreten, es kann zu großen Erkenntnissen befähigen, zur großen Begeisterung führen, aber auch zu Maßlosigkeit und brutaler Egoität führen. In der Spannung zwischen Selbstlosigkeit und Egoität lebt jeder Mensch. Willensfreiheit ist der Beginn individueller Selbstbestimmnung.

Die Erkenntnis muss den Willen richten und führen, die aus dem eigenen Selbst entspringt und nicht durch gesellschaftliche Normen, religiöse oder staatliche Gesetzgebung vorgegeben ist. Die neuen Seelenkräfte wollen bewusst innerhalb der Seele betätigt werden. Mit der Pubertät erwacht die selbständige Urteilsfähigkeit. Im Urteilen wirken wahrnehmende und denkende Tätigkeit. Denken und Wille sind polare Grundkräfte der Seele. In der Erkenntnis leben die übersinnlichen, im Willen zeigen sich die untersinnlichen Weltenkräfte. ln der Wechselwirkung beider Grundkräfte entsteht der Reichtum des Seelenlebens. Die Bildung der eigenen Urteilsfähigkeit ist das Grundmotiv der Erziehung im dritten Jahrsiebt. Die Urteilskraft wird aus der Phantasiekraft geboren. Die Phantasie hat die Aufgabe, dass das Urteil bildhaft und beweglich bleibt.

Geistige Aspekte der PubertätWas bringt sich denn der Mensch mit, wenn er da gewissermaßen auf dem Umwege durch das Knochensystem durchbricht in die Welt? Er bringt sich das mit, was vorher in seinem Inneren war, was er aus seinem präexistenten Leben in sein Inneres hineingebracht hat. Er wird gewissermaßen mit der Geschlechtsreife tatsächlich aus der geistig-seelischen Welt herausgeworfen. Man kann das ohne Übertreibung sagen, denn es ist die reine Wahrheit: der Mensch wird mit der Geschlechtsreife aus dem geistig-seelischen Leben der Welt herausgeworfen und hineingeworfen in die äußerliche Welt, die er nur mit seinem physischen Leib, mit seinem ätherischen Leib wahrnehmen kann. Und wenn das auch durchaus nicht klar in das Bewusstsein herauftritt, im Unterbewussten spielt es eine umso größere, eine umso intensivere Rolle. Im Unterbewusstsein spielt es eine solche Rolle, dass nun der Mensch - wie gesagt, unterbewusst oder halbbewusst - die Welt, die er betritt, vergleicht mit der Welt, die er früher in sich gehabt hat. Er hat sie früher in sich nicht vollbewusst wahrgenommen, aber er fand die Möglichkeit in sich, mit ihr zu arbeiten. Das Innere des Menschen gibt die Möglichkeit, frei mit einer Überwelt zu arbeiten, frei mit einem Geistig-Seelischen zu arbeiten. Die äußere Welt gibt das nicht. Da gibt es alle möglichen Hemmungen, da gibt es die Wünsche, diese Hemmungen zu überwinden. Da gibt es den ganzen Tumult, der in dem Verkehre zwischen Mensch und Welt zwischen dem vierzehnten und fünfzehnten Jahre und dem Beginn der Zwanzigerjahre eintritt. Dieser Tumult muss da sein, und man muss während der ganzen vorhergehenden Erziehung auf diesen Tumult hinschauen, der notwendigerweise entstehen muss. Menschen, die vielleicht übertrieben elegisch veranlagt sind, können glauben es sei gut, wenn man dem Menschen diesen Tumult erspart. Dadurch wird man aber gerade sein größter Feind. Man soll dem Menschen diesen Tumult nicht ersparen. Man soll die ganze Erziehung vorher so veranlagen, dass sin nun dem innerlichen Arbeiten des Geistig-Seelischen am Menschen zu Hilfe kommt." (Steiner GA 303, S. 239)

Literaturhinweise: Fend, Helmut: Entwicklungspsychologie des Jugendalters, Wiesbaden 2003

Fucke, Erhard: Grundlinien einer Pädagogik des Jugendalters: Zur Lehrplankonzeption der Klasse 6 bis 10 an Waldorfschulen, Stuttgart, 1991

Köhler, Henning: Jugend im Zwiespalt: Eine Psychologie der Pubertät für Eltern und Erzieher, Stuttgart 1990 Selg, Peter: ,,Eine grandiose Metamorphose": Zur geisteswissenschaftlichen Anthropologie und Pädagogik des Jugendalters, Dornach 2005

Sleigh, Julian: Freiheit erproben: das dreizehnte bis neunzehnte Lebensjahr; Verständnishilfen für Eltern, Stuttgart 1992

Staley, Betty: Pubertät: Überleben zwischen Anpassung und Freiheit, Stuttgart 1995 Steine:

Steiner Rudolf: Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik, GA 293

Steiner, Rudolf: Die gesunde Entwicklung des Leiblich-Physischen als Grundlage der freien Entfaltung des Seelisch-Geistigen. Eine Einführung in die anthroposophische Pädagogik und Didaktik. Weihnachtskurs für Lehrer. GA 303, Dornach 1920/22

II.Der handwerklich-künstlerischer Unterricht in der Oberstufe

Kopf, Herz und Hand Zur Entwicklung der Persönlichkeit sollte Bildung alle drei Bereiche Kopf, Herz und Hand umfassen. Es geht dabei nicht um Ausgleich der Kopfarbeit, sondern der Intellekt soll durch den Willen geweckt werden.

,,Der richtige Weg ist, soviel als möglich durch den Willen den Intellekt zu wecken. Das können wir nur, wenn wir vom Künstlerischen übergehen in die intellektuelle Bildung." (Steiner GA 293, 11. Vortrag).

Intellekt und Willen werden durch das Gemüt miteinander verbunden. Das vom Gefühl und Willen ergriffenen Denken führt in die geistige Welt (anschauende Urteilskraft, Imagination). ,,Der Intellekt ist das Geistigste zunächst in uns; wenn wir ihn aber einseitig entwickeln, Gefühl und Wille nicht mit ihm, dann entwickeln wir immer den Hang, materialistisch zu denken. (. . .) Wir dürfen namentlich nicht glauben, dass, wenn wir den Intellekt entwickeln, wir auch das Geistige im Menschen entwickeln. So paradox das klingt, so ist es doch wahr: wir entwickeln nur im Menschen die Anlage, das Materielle zu begreifen dadurch, dass wir seinen Intellekt entwickeln. Erst dadurch, dass wir geschmackvoll in ästhetischer Weise sein Gemüt, sein Gefühlsleben entwickeln, erst dadurch weisen wir den Intellekt des Menschen auf das Seefische hin. Und erst dadurch, dass wir v'v111enserziehung treiben, selbst wenn diese Willenserziehung getrieben wird an äußerer Handfertigkeit, legen wir in den Menschen die Grundlage zum zum Hinordnen des Intellekts nach dem Geiste. Wenn so weinige Mensch heute einen Hang haben , den Intellekt nach dem Geist hinzulenken, so beruht das darauf, dass der Wille so falsch erzogen wurden während der Kinderjahre." (Steiner GA 193, 5. Vortrag)

Zum handwerklich-künstlerischen Unterricht Im handwerklich-künstlerischen Unterricht werden die Kräfte entwickelt, die dem jungen Menschen beleben, beseelen und begeistern. Der Jugendliche sucht ein neues Verhältnis zur Innen- und Außenwelt. Motive des dritten Jahrsiebts sind polare Kräfte, die vom Ich zum Ausgleich gebracht werden müssen: Licht und Finsternis, Leben und Tod, Sympathie und Antipathie.

Der Handwerker arbeitet mit der Hand. Beim Auswachsen der Gliedmaßen und der Hand beim Einsetzten der Erdenreife (Pubertät) kann die Hand erst zum Willensträger werden (Siehe dazu die Darstellung der Entwicklung des Handwurzelskelettes unten!). Ab dem 12. Lebensjahr fügt sich das Skelett des Kindes den allgemeinen Gesetzten der Mechanik der Außenwelt ein. Handwerklicher Unterricht kann jetzt beginnen, denn die handwerkliche Tätigkeit ist den Gesetzten der Mechanik unterworfen (z.B. der Hammerschlag) und durch logische Gedankenbildung (Kausalzusammenhänge: Ursache- Wirkung) erst möglich.

Werkreife Mit der Übergang zur Erdenreife setzt der handwerkliche Unterricht in der 5. Klasse ein: Werken, Gartenbau, Kochen. Später ab der 8. Klasse folgen Schreinern, Schmieden, Schneidern, Plastizieren, Kupfertreiben, Töpfern, Malen und Zeichnen. Durch die handwerkliche Tätigkeit entwickelt sich der Wille. Die Härte des Materials in der Bearbeitung nimmt zu. Zuerst hatten die Kinder in der Unterstufe Material aus dem Tierreich (Wolle) und Pflanzenreich (Holz), in der Mittel- und Oberstufe kommt aus dem Mineralreich (Ton, Eisen und Stein) hinzu. Zu Beginn der Reifezeit werden die Hände in asymetrischen Arbeitsgängen fortgesetzt und intensiviert. Werkerziehung ist Willens- und Sinnesschulung: Tastsinn, Gleichgewichtsinn, Bewegungssinn, Sehsinn. Soziale und Selbstkompetenzen wie Aufmerksamkeit, Wachheit, Helfen, Ordnung und Sorgfalt kommen hinzu und werden geschult. Beim Fertigen des Werkstückes gewinnt das Kind Lebensfreude und Selbstvertrauen.

Entwicklung der Phantasiekräfte und die künstlerische Gestaltung in der Oberstufe Die künstlerische Gestaltung ergibt sich erst nach der Pubertät, wenn die Phantasiekräfte zur Verfügung stehen. Dazu sagt Rudolf Steiner in dem schon vorher zitierten Weihnachtskurs: „Die eigentliche Phantasie wird im Grunde mit der Geschlechtsreife erst aus dem Menschen herausgeboren, denn die eigentliche Phantasie kann erst geboren werden, wenn der von Raum und Zeit freie astralische Leib geboren wird, der ebenso wie die Träume Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nach inneren Gesichtspunkten durcheinander gruppieren kann." (Steiner GA 303,S. 239).

Einzelne Gewerke (Fragment)

Töpfern:

Das Wort Töpfern steht in Bezug zur Bezeichnung für Topf und in der Musik zum Ton. Die Schale ist die Hülle gegenüber dem Kern (sich in Schale werfen).Die Formgebung steht in Bezug zum Zweck: Teller, Schale, Becher, Blumenvase usw., und zum Schüler selbst: die Form ist elegant, schlank, fein, edel, dick oder schwerfällig.

Metall: Die Wärme bei der Metallverarbeitung (Schmieden) hat einen inneren Bezug zu den Wärmeprozessen der Willenskraft. Willenskräfte drängen herauf und umfassen Licht und Finsternis, hell und dunkel. Licht und \tVärme vereinen sich zur Tat und bezwingen den Stoff und verbinden uns mit den Kräften der Erde. Das Wesen der Metalle steht in einer engen Beziehung zu den Entwicklungsstufen des jungen Menschen (Planetenwirksamkeit) und den Kulturstufen der Menschheit: Kupfer- Venus, Eisen-Mars. Siegried wird von einem Schmied erzogen und beendet seine Jugendzeit, indem er sein eigenes Schwert schmieden kann, dazu gehört Mut und Kraft.

Hinweis: Weitere Ausführungen zu den einzelnen Gewerken finden Sie in dem Sammelband: ,,Der künstlerisch-handwerklicher Unterricht in der Waldorfschule", herausgegeben von Michael Martin, Stuttgart 1991

Praktika und Projektarbeiten: Die Beschreibung und Anforderungsprofile der Praktika und Projektarbeiten (u.a. Landwirtschaftspraktikum, Vermessungspraktikum, Berufsfindungspraktikum, Jahresarbeit und künstlerischer Abschluss in der 12. Klasse) finden Sie in dem Kapitel: ,,Anforderungsprofile und Stehtexte" in dem Handbuch von Frank de Vries: ,,Kompetenznachweis und Lernbegleitung in Waldorfschulen".

 

Werkstoffe (Auswahl)Werkzeuge (Auswahl):
Gartenbau: Elemente der NaturSpaten, Harke, Schubkarre
Werken: HolzRaspel, Feile, Säge, Axt, Schnitzmesser, Klöpfel
Schreinern: HolzHobel, Stemmeisen, Säge, Hammer und Zwinge, Bohrer
Korbflechten: die RuteHände
Buchbinden: Pappe und PapierMesser und Nadel
Töpfern: TonHände und Töpferscheibe
Kupfertreiben: KupferBlechschere und Treibhammer
Schmieden: EisenHammer und Amboss
Steinmetzen: Stein

Fäustel und Meisel

 

 Gestaltungselemente (Auswahl):

Hohlform, Kreuz, konvex-konkav, hell-dunkel, Farbe, Design, Mode, ...... usw.

Literaturhinweise:

Martin, Michael Hrsg.: Der künstlerisch-handwerklicher Unterricht in der Waldorfschule, Stuttgart 1991 Steiner, Rudolf: Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik, GA 293

Vries de, Frank: Kompetenznachweis und Lernbegleitung in Waldorfschulen. Ein Handbuch, Stuttgart 2011 Vries de, Frank: Waldorfschule im Wandel. Zukunft der Oberstufe, Stuttgart 2012

Weinmann, Martin Hrsg.: Die Hand. Werkzeug des Geistes, Heidelberg 2005